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Futuromat

Posted on Januar 12, 2021

Futuromat

Text von Jutta Goldammer

Mit den besten Wünschen für das neue Jahr überreichen wir dir voller Freude unseren Futuromaten, der dir dabei helfen wird, alles alte, lästige und überholte loszuwerden und in das zu verwandeln, was du du dir von Herzen für das neue Jahr wünschst. Es ist ganz einfach: Alten Krempel einlegen, Knopf drücken und dich von den dampfenden Wolken deiner Träume und Wünsche umhüllen lassen, die nach Winterluft, gerösteten Maronen und knirschendem Schnee duften. Sie werden dich schützend durchs neue Jahr begleiten und dir im genau richtigen Moment in Erinnerung rufen, was dir wirklich wichtig ist und was du eigentlich wolltest.

Ich gebe zu, diese Maschine ist aus einer Sehnsucht entstanden, die mir etwas peinlich ist. Ich bewege mich in einer Welt, in der es cool, ja unverzichtbar ist, agil, flexibel und ambiguitätstolerant zu sein, vernetzt, systemisch und ergebnisoffen zu denken und Komplexität, Unsicherheiten und Unberechenbarkeiten anzuerkennen. So eine Maschine wie der Futuromat, in der man von einem Zustand A über einen klar definierten Prozess B zu einem erwünschten Ergebnis C kommt, ist zu linear, zu mechanistisch, zu simpel. Es ist mir völlig klar, dass wir mit einem mechanistischen Weltbild den Herausforderungen unserer Zeit nicht gerecht werden und dass wir sie mit linearer Denklogik nicht meistern können.

Und doch bin ich manchmal erschöpft von so viel Komplexität, Ungewissheit und Unplanbarkeit. Gestresst davon, dass ich innerhalb eines Wochenendes wegen eines kurzfristigen Lockdowns ein Seminar in eine mehrtägige Onlinekonferenz umstricken muss. Verunsichert beim Gestalten der Zukunft, weil ich mir bewusst bin, dass sich die Wirkung meines Handelns erst im Rückblick als Segen oder als Fluch herausstellen wird. Überfordert von den vielen möglichen Einflüssen, die es mitzudenken gilt. Und dann überkommt mich eine tiefe Sehnsucht nach Einfachheit, nach Stabilität, Berechenbarkeit, Sicherheit. Im vergangen Jahr habe ich ich mir nun einmal erlaubt, mir dieses Bedürfnis zuzugestehen und die erstaunlichsten Entdeckungen gemacht:

Inseln der Stabilität

Um nicht unterzugehen im endlosen Meer der Ungewissheiten, braucht es oft gar nicht so viel. Kleine Inseln der Stabilität helfen, Kraft zu schöpfen, um sich anschließend wieder in die tosenden Wellen zu stürzen. Großmütter haben meiner Erfahrung nach eine besondere Begabung, solche Inseln zu schaffen. Orte, an denen man ankommen und einfach mal sein kann wie man ist, ohne bewertet zu werden. Eine dampfende Tasse Tee dazu und fertig ist die Insel. Auch wenn ich hoffentlich noch ein paar Jahre Zeit habe, bis ich Großmutter werde, habe ich im letzten Jahr gelernt, für viele Menschen diese Insel zu sein. Nur, indem ich mich selbst zur Ruhe gebracht habe. Im Flugzeug heißt es, setz dir zuerst die Sauerstoffmaske auf und hilf dann erst den anderen. Genau das habe ich getan. Umgeben von Anspannung und surrender Nervosität habe ich mich immer wieder um meine eigene Ruhe und Stabilität gekümmert und war überrascht, wie unmittelbar die Wirkung nicht nur für mich selbst war: Ohne etwas extra zu wollen oder zu tun, haben sich Panik und Verunsicherung meines Gegenübers in Ruhe und Zuversicht verwandelt. Das hat mit Menschen voller Angst vor Corona, mit schreienden Babies und mit verknoteten Teams funktioniert.

Standbein & Spielbein

Stabilität und Sicherheit widersprechen nicht einem agilen, kreativen, freidenkenden Geist, sondern stärken ihn. Als Tangotänzerin weiß ich, wie wertvoll ein stabiles Standbein ist, um mit dem Spielbein leicht Schwünge und Verzierungen zu machen, es dynamisch und frei zu bewegen. Ich habe herausgefunden: Das gilt nicht nur für das Tanzen. In unseren Innovationsprozessen haben wir erlebt, dass eine Atmosphäre des Vertrauens, in der sich alle sicher fühlen konnten, sowie ein definierter methodischer Rahmen mit festen Zeitangaben und klarem Fokus umso wichtiger waren, je freier und weiter die Denk- und Entwicklungswagnisse der Teilnehmenden waren. Auch viele bahnbrechende Künstler und Denker schufen sich mit Hilfe von Ritualen und Gewohnheiten stabilisierende Fixpunkte in ihrem Leben, wie z.B. Immanuel Kant, der sich mit einem geradezu pedantisch strukturierten, sich exakt wiederholenden Tagesablauf ermöglichte, die Freiheit seines philosophischen Denkens zu maximieren.

Das eigene Leben entrümpeln

Wie lässt sich das Bedürfnis nach Vereinfachung befriedigen, ohne dabei Komplexität zu negieren? Die Ausrichtung auf das, was mir wirklich, wirklich, wichtig ist, wie es der Philosoph und Begründer der New-Work-Bewegung Frithjof Bergman so schön sagt, hilft dabei, Unwesentliches loszulassen. Sie hilft, Nein zu sagen und im Irrgarten der tausend Möglichkeiten klare Pfade zu erkennen. Wofür lohnt es sich zu leben und zu kämpfen? Was ist das, was auch dann noch zählt, wenn alles zusammenbricht? Wen und was gilt es zu schützen, wo auch immer sich die Welt oder mein Leben hinentwickeln? Für wen und für was lohnt es sich, trotz Durststrecken weiterzumachen? Was von dem, was ich tue, ist unverzichtbar? Also wirklich unverzichtbar? Das letzte Jahr fand ich dafür sehr unterstützend: Weniger Aktivitäten aus Gewohnheit, weniger Höflichkeitstreffen, intensiver Kontakt mit einigen wenigen Personen und öfters die Frage “Ist das, was ich jetzt vorhabe, wirklich wichtig?”

Wo auch immer dein Leben in diesem neuen Jahr hinführt, durch wie viele Unwägbarkeiten und Stürme dein Weg führt, wie viele Wagnisse du auch immer eingehst – wir von der Visionautik Akademie wünschen dir, dass du voller Vertrauen durch dieses Jahr gehen kannst, dass dir immer wieder Inseln der Stabilität zum Festhalten und Auftanken begegnen, dass dein Standbein und Spielbein in guter Balance sind und dass dich die Gewissheit begleitet: So stimmt es!

10 Tipps für mehr Stabilität in deinem Leben

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